
18. Österreichische
Staatsmeisterschaft Freie Partie
der Damen von 7. bis 9. November 2003 im Sportheim der Wiener Billard
Assoziation
Die Fachzeitschrift "billard"
berichtete (Nr. 160, Originaltext):
Letztes Jahr
hatte Ingrid Englbrecht auf eine Teilnahme an der Staatsmeisterschaft verzichtet
und damit den Weg für eine neue Siegerin frei gemacht. 16 mal hatte sie in Folge
triumphiert und dabei eine einzige Niederlage zugelassen. Dieses wahrhaft
sensationelle Ereignis, die Grazerin Heike Hingerl hatte dafür gesorgt, war bei
der Staatsmeisterschaft in Linz passiert, in dem Jahr, als Ingrid in Wien
Europameisterin werden konnte. Hingerl war es auch, die bei der letzten
Staatsmeisterschaft als Favoritin gegolten hatte und die bis knapp vor Ende auch
auf Goldkurs gelegen war, ehe ihr Christa Hammer noch den Titel abspenstig
machen konnte.
Heuer war Englbrecht wieder mit von der Partie, womit der erste Platz auch schon
wieder vergeben war. Für die restlichen sechs Teilnehmerinnen standen also
Silber und Bronze zur Disposition. Dafür gab es in erster Linie vier
Anwärterinnen, neben Hingerl und der Titelverteidigerin Christa Hammer waren das
natürlich Helga Mitterböck und auch Sonja Schmidradler, eine begabte Spielerin,
die heuer die Zeit zu einer soliden Vorbereitung gefunden hatte. Brigitte
Studnicka und Monika Steinberger wiederum sind stark und erfahren genug, um
außer Englbrecht allen anderen das Leben zumindest schwer machen zu können, man
durfte also mit einem spannenden Bewerb rechnen.
In Runde 1 setzte sich Hingerl wie erwartet im steirischen Derby gegen
Steinberger mit einer guten Leistung durch, während Englbrecht gegen Studnicka
erstaunliche Startschwierigkeiten hatte. Nach 9 Aufnahmen hatte sie erst 17
Punkte am Konto, dann allerdings kam die Europameisterin rasant in Schwung und
machte der Sache mit den Ballfolgen 23, 6 und 104 ein Ende. Die interessanteste
Partie in dieser Eröffnungsrunde war jene zwischen Schmidradler und Mitterböck,
die auf gutem Niveau verlief, so spielte Schmidradler zeitweilig um die 7
Durchschnitt, und letztlich mit einem verdienten Sieg der WBA-Spielerin endete.
Schmidradler nahm den Schwung in die nächste Runde mit und landete einen
wichtigen, wenn auch knappen Sieg gegen Hingerl. Während Englbrecht in dieser
Runde spielfrei war, griff nun auch die Titelverteidigerin ins Geschehen ein und
belastete sich gleich einmal mit einer Niederlage gegen ihre Angstgegnerin
Studnicka. Mitterböck zeigte gutes Billard gegen Steinberger, sie hatte die
Niederlage aus der ersten Runde gut verkraftet.
Die Überraschung der 3. Runde war die schwache Vorstellung von Englbrecht, die
wohl ihr Spiel gegen Steinberger sicher gewann, aber die Leistung hat wirklich
nicht gestimmt, sie drückte gleichermaßen auf den Durchschnitt wie auf ihre
Laune. Mitterböck blieb weiter auf einem guten Weg, während Schmidradler im
Spiel gegen Hammer ihre erste Niederlage im Turnier hinnehmen musste. Der Kampf
um die Medaillenplätze hinter der haushohen Favoritin war damit wieder völlig
offen.
Nur kurz war der Leistungsanstieg von Hammer gewesen, denn in ihrem dritten
Spiel fing sie sich die bereits zweite Niederlage ein, und angesichts ihres
restlichen Programmes durfte man kaum noch mit einem Podestplatz rechnen.
Schmidradler holte pflichtgemäß ihre Niederlage gegen Englbrecht ab und Hingerl
gewann sicher gegen Studnicka. Bei Halbzeit des Turnieres hatte sich die
Ausgangssituation ein wenig geändert, denn Hammer war aus dem Kreis der
Anwärterinnen für Silber bzw. Bronze eigentlich ausgeschieden.
Englbrecht hatte ihre vor allem für sie selbst enttäuschende Leistung aus der 3.
Runde längst überwunden und spielte nun wieder so, wie man sich das von der
regierenden Europameisterin erwarten darf. In guten 15 Aufnahmen, das ist aber
noch immer nicht ihr bestes Billard, war sie gegen Hingerl am Ziel. Mit ein
wenig Zittern holte Schmidradler die eminent wichtigen Punkte gegen Studnicka,
die erste Anwärterin auf einen Platz knapp unterhalb von Englbrecht aber war nun
Mitterböck nach einer weiteren guten Leistung gegen Hammer.
So allmählich nahte die Stunde der Wahrheit, es ging in die Zielgerade.
Miiterböck musste wie alle anderen Spielerinnen die Überlegenheit von Englbrecht
zur Kenntnis nehmen, sie wird da auch kaum mit einem Punktezuwachs spekuliert
haben. Steinberger besiegte Studnicka und vermied damit einen letzten Platz im
Endklassement, und Hammer leistete ihrer spielfreien Klubkollegin Schmidradler
wertvolle Schrittmacherdienste, als sie Hingerl schlagen konnte. Schmidradler
hatte nun beste Chancen auf eine Medaille, einen Erfolg in der letzten Runde
gegen Steinberger vorausgesetzt.
Mit großem Interesse erwartete man in dieser Schlussrunde die Partie Hingerl
gegen Mitterböck. Das Spiel erfüllte diese Erwartungen, es stand auf gutem
Niveau und die Frage nach der Siegerin blieb bis zur letzten Aufnahme offen. Es
war Hingerl, die damit ihre letzte Chance auf eine Medaille wahren konnte, dabei
aber auf die Unterstützung von Steinberger angewiesen war. Diese sollte
tunlichst gegen Schmidradler gewinnen, und gegen Ende dieser Partie war das
durchaus im Bereich des Möglichen. Während Schmidradler die letzten 4 Aufnahmen
keinen einzigen Punkt erzielen konnte, hier wird wohl das eiskalte Händchen
zugeschlagen haben, kam Steinberger immer näher. Es wurde letztlich ein
Unentschieden, das Schmidradler zum Gewinn der Silbermedaille vor Mitterböck
reichte. Hingerl war auch heuer nicht vom Turnierglück begünstigt, nach dem im
Vorjahr so knapp verpassten Titel wurde es heuer nur der für sie enttäuschende
4. Platz. Das Finale zwischen Englbrecht und Hammer war reine Formsache, die
Titelverteidigerin hatte ihre Chancen längst verspielt, sie war allerdings alles
andere als fit in dieses Turnier gegangen.
Natürlich hat Ingrid Englbrecht für alle Turnierbestleistungen gesorgt, aber sie
allein ist auch nicht verantwortlich für den schönen Turnierdurchschnitt, der
doch eine allgemeine Niveausteigerung erkennen lässt. Peter Stöger.
Bild: v.l.n.r.
Ingrid Englbrecht, Sonja Schmidradler und Helga Mitterböck
1. Ingrid Englbrecht |
12 – 00 |
816 |
94 |
8,680 |
16,66 |
104 |
2. Sonja
Schmidradler |
07 – 05 |
367 |
134 |
2,738 |
4,08 |
21 |
3. Helga Mitterböck |
06 – 06 |
482 |
139 |
3,467 |
4,72 |
23 |
4. Heike Hingerl |
06 – 06 |
444 |
140 |
3,171 |
4,24 |
26 |
5. Monika
Steinberger |
05 – 07 |
268 |
150 |
1,786 |
2,40 |
11 |
6. Christa Hammer |
04 – 08 |
289 |
144 |
2,006 |
2,88 |
16 |
7. Brigitte
Studnicka |
02 – 10 |
252 |
137 |
1,839 |
1,92 |
10 |
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