14. Österreichische
Staatsmeisterschaft Freie Partie der Damen
von 15. und 16. Jänner 2000 im Sportheim der Wiener Billard Assoziation
Die Fachzeitschrift "billard"
berichtete (Nr. 122, Originaltext):
Mit großem
Bedauern mußten wir zur Kenntnis nehmen, daß Frau Mitterböck heuer an einer
Mitwirkung nicht interessiert war. Ohne Frau Englbrecht im Normalfall gefährden
zu können, hatte sie dennoch in den letzten Jahren so etwas wie die
Kronprinzessinnenrolle übernommen.
Vor wenigen Jahren war das Karin Angerer gewesen, Klubkollegin von Englbrecht,
der man aufgrund der raschen spielerischen Entwicklung absolut zutrauen konnte,
unsere Abonnementmeisterin früher oder später zu schlagen. Es gelang letztlich
nicht, Frau Angerer zog sich völlig vom Billard zurück, was die erwartete
Katastrophe für den Damenbillardsport in Österreich war. Frau Englbrecht spielt
als Billard- und Turniersportlerin von Geblüt natürlich die
Staatsmeisterschaften mit, die große Herausforderung kann für sie aber einfach
nicht dabei sein, die sucht sie in den ersten bzw. Nationalklassen der
Disziplinen Freie Partie, Cadre und Einband und auch in gehobenen
Mannschaftsbewerben. Das, und nicht einmal so sehr die größere Spielstärke,
macht den Unterschied zu ihren Konkurrentinnen aus: sie nimmt einfach jede
Turnierherausforderung an. Diese Art von Hingabe an den Billardsport erinnert an
so manchen bedeutenden männlichen Kollegen und erklärt ihre einzigartige
Stellung in Österreich. Es darf auch daran erinnert werden, daß Ingrid den
Billardsport nicht immer in den gepflegten Sportheimen von Margareten oder
Augarten ausübte, unterstützt von erfahrenen Kollegen in einer dem Sport
zuträglichen Atmosphäre, sondern daß ihr Werdegang in den Kaffehäusern begann,
in einer anderen Atmosphäre, in der eine ernsthaft billardspielende Dame ein
exotisches Wesen war, zumindest vor einigen Jahren noch. Diese Härte traue ich
keiner anderen derzeit aktiven Spielerin zu.
Englbrecht war natürlich die haushohe Favoritin, niemand zweifelte daran, daß
sie ihren einsamen Rekord, noch nie ein Spiel verloren oder auch nur
unentschieden gespielt zu haben, halten und ausbauen würde. Ihre erste Gegnerin
war Sonja Schmidradler, die voriges Jahr so knapp die Bronzemedaille verpasst
hatte, und sie lieferte Ingrid eine Schlacht, die nicht weniger als drei Stunden
dauerte. Ohne Not verlor die Titelverteidigerin völlig die spielerische Linie
und fiel auf 3 Durchschnitt zurück. Zu diesem Zeitpunkt, beide Damen hatten rund
80 Points gesammelt, roch es tatsächlich und ernsthaft nach der Übersensation,
zumal Schmidradler immer wieder glänzende Positionen vorfand oder sich
erarbeitete, um dann daraus kein Kapital zu schlagen. Englbrecht löste sich nur
mühsam aus ihrem spielerischen Sumpf, punktete nur mäßig, wobei auch sie große
Chancen hatte. Dann spielte Englbrecht endlich wieder Billard, mit einer Serie
von 42, ruhig und schön vorgetragen, machte sie dem Leiden ein Ende. Ab diesem
Zeitpunkt verlief das Turnier wieder normal, völlig ungefährdet gewann sie ihre
weiteren Partien, zeigte dabei zwei schöne Serien und schloß letztlich mit einem
Durchschnitt ab, mit dem sie durchaus leben kann; sie hat schon schlechter
gespielt. Den 2. Platz holte völlig verdient Frau Hingerl, sie gewann alle
Spiele, mit Ausnahme jenes gegen Englbrecht natürlich, und war auch im
Generaldurchschnitt stärker als die drei Damen des gastgebenden Vereines, die um
Bronze kämpften. Diesmal war Frau Schmidradler glücklicher als im Vorjahr, sie
verwies Frau Dr. Hammer ganz knapp auf Platz 4. Frau Dr. Studnicka unterspielte
als einzige Teilnehmerin die Klassengrenze, eine bessere Leistung verhinderte
vor allem die erste Partie, die so gar nicht nach Wunsch verlief. Peter Stöger. Bild:
Sonja Schmidradler
1. Ingrid Englbrecht |
08 – 00 |
600 |
86 |
6,976 |
15,00 |
120 |
2. Heike Hingerl |
06 – 02 |
305 |
122 |
2,500 |
2,25 |
15 |
3. Sonja Schmidradler |
02 – 06 |
295 |
138 |
2,137 |
2,11 |
14 |
4. Christa Hammer |
02 – 06 |
239 |
115 |
2,078 |
2,14 |
20 |
5. Brigitte Studnicka |
02 – 06 |
207 |
131 |
1,580 |
2,02 |
11 |
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