10. Österreichische
Staatsmeisterschaft Dreiband der Damen
von 7. bis 9. Oktober 2005 im BSK
Leopoldstadt
Die Fachzeitschrift "billard"
berichtete (Nr. 178, Originaltext):
Der Klub in der Vereinsgasse ist
bereits seit Jahrzehnten eine etablierte Größe im österreichischen Billardsport
und verfügt unter anderem über eine der spielstärksten Mannschaften in der 1.
Bundesliga Dreiband. Unter anderem deshalb, weil der Verein in den letzten
beiden Jahren erfolgreiche Anstrengungen unternommen hat, auch in unteren Ligen
und am Kleinbillard Mannschaften an die Spitze heranzuführen. Nationale
Topturniere werden ebenso veranstaltet wie Ereignisse von internationalem Rang.
Es sei hier vor allem an das Antreten der Superstars Torbjörn Blomdahl und Dick
Jaspers vor einigen Jahren erinnert.
Den Leopoldstädtern ist diesmal die Ehre zugekommen, die 10. Österreichische
Meisterschaft Dreiband der Damen auszurichten, die gleichzeitig die erste
offizielle Staatsmeisterschaft war.
Die Auflagen der BSO zur formellen Aufwertung sind erfüllt, mittlerweile gibt es
offizielle Folgebewerbe wie Europa- bzw. Weltmeisterschaften. Anders als in der
Freien Partie, hier darf sich unser Verband über Ingrid Englbrecht als die klar
stärkste Spielerin der Welt freuen, nehmen unsere Damen im Dreiband auf
internationaler Ebene eine mittlere Position ein. Hier sind die Japanerinnen mit
Weltmeisterin Orie Hida an der Spitze dominant, sowie Europa-meisterin
Klompenhouwer, Geelen, und auch die Türkin Gülsen Degener.
Acht Damen aus vier Landesverbänden gaben ihre Nennungen zu diesem Turnier ab,
das in zwei Gruppen mit je vier Spielerinnen gestartet wurde. Die beiden
Erstplatzierten dieser zwei Gruppen erreichten die Kreuzspiele, ehe es zu den
entscheidenden Partien um Gold, Silber und Bronze kam.
Ingrid Englbrecht war als Titelverteidigerin in Gruppe A topgesetzt und ließ
auch von Anfang an keine Zweifel an ihren neuerlichen Titelambitionen aufkommen.
Hinter ihr allerdings spielte es sich ziemlich dramatisch um den 2. Gruppenplatz
ab. Petra Scholze gewann zunächst um zwei Punkte gegen Schmiedl, um dann um
einen Punkt gegen Alexandra Kaiser zu verlieren. Die wiederum verlor um einen
Punkt gegen Schmiedl, gegen die Favoritin hatten sie alle drei kein Land
gesehen, womit diese drei Spielerinnen die Gruppenphase mit jeweils 2
Partiepunkten abschlossen. Der Generaldurchschnitt sprach dann eigentlich recht
deutlich für Alexandra Kaiser, womit aus dieser Gruppe beide Mädels aus der
Engerthstraße ins Halbfinale einzogen.
Mit Elisabeth Grabner gab es auch in Gruppe B eine Spielerin des BSK Augarten,
und sie hatte ebenfalls durchaus gute Chancen, die nächste Turnierphase zu
erreichen. Sie schlug im ersten Spiel Monika Steinberger (BC Arena) ganz sicher,
noch dazu mit einer feinen Durchschnittsleistung. Dann kam für sie die
vorentscheidende Partie gegen Brigitte Kalcher vom BK Maria Enzersdorf, und da
verlor Liesl Grabner leider völlig ihre spielerische Linie. Sie erholte sich
davon nicht mehr, gegen Mitterböck war sie ohnehin die Außenseiterin, zusätzlich
sackte ihr Durchschnitt immer mehr ab, und selbst bei einer Konstellation wie in
der anderen Gruppe, also bei drei punktegleichen Spielerinnen, hätte sie den
Aufstieg nicht mehr geschafft. Zu dieser angesprochenen Konstellation kam es
allerdings auch gar nicht, denn Kalcher gewann auch gegen Steinberger und war
mit 4 Partiepunkten bombensicher im Halbfinale, hinter einer absolut souveränen
Helga Mitterböck, die wie Englbrecht in der anderen Gruppe ganz klar den Ton
angegeben hatte. Damit schienen die Weichen für ein Endspiel zwischen den beiden
über die Jahre hinweg stärksten Dreibandspielerinnen gestellt. Mitterböck gewann
sicher gegen Alexandra Kaiser, dafür spielte sich im anderen Halbfinale eine
mittlere Sensation ab, als Englbrecht Kalcher um einen Punkt unterlag! Dabei
hatte die Titelverteidigerin mit 0.400 nicht schlecht gespielt, von einem
Versagen kann nicht die Rede sein, aber Frau Kalcher gelang im richtigen Moment
ihre stärkste Leistung und damit eben der Einzug ins Endspiel. Der mit Abstand
größte Erfolg des niederösterreichischen Damenbillardsports am Matchbillard war
damit gesichert, egal, was noch kommen sollte.
Ingrid Englbrecht überwand mit all ihrer Erfahrung die Enttäuschung über die
Niederlage im Halbfinale und sicherte sich zum Abschluss noch Platz 3 mit ihrer
besten Turnierleistung an diesem Wochenende. Letztlich spielte sie den besten
Generaldurchschnitt aller Teilnehmerinnen und erzielte mit der Höchstserie von 7
auch einen neuen Rekord bei den Damen. Und wenn diese Tröstungen noch immer
nicht reichen, dann hätte ich noch eine Idee: Ingrid möge sich doch an die
schönen und vor allem so erfolgreichen Tage im holländischen Haaksbergen
erinnern, denn seit dieser Zeit darf sie sich mit Fug und Recht
Doppeleuropameisterin nennen.
Im Endspiel setzte sich Mitterböck dann ganz klar durch, es kam also zu keiner
weiteren Sensation. Bei Frau Kalcher werden vielleicht auch ein wenig Kraft und
mentale Kondition nach dem Kraftakt gegen Englbrecht gefehlt haben, aber auch
ein 2. Platz und die Silbermedaille sind ein Ergebnis, das sie im Vorfeld des
Turniers nicht unbedingt erwarten durfte. Peter Stöger. Bild: v.l.n.r. Ingrid Englbrecht,
Helga Mitterböck und Brigitte Kalcher (heute: Brigitte Efler)
1. Helga Mitterböck |
10 – 00 |
96 |
217 |
0,442 |
0,625 |
4 |
2. Brigitte Kalcher |
06 – 04 |
70 |
237 |
0,295 |
0,420 |
3 |
3. Ingrid Englbrecht |
08 – 02 |
113 |
243 |
0,465 |
0,581 |
7 |
4. Alexandra Kaiser |
02 – 08 |
67 |
241 |
0,278 |
0,340 |
3 |
5. Elisabeth Grabner |
02 – 04 |
36 |
145 |
0,248 |
0,444 |
2 |
6. Petra Scholze |
02 – 04 |
33 |
150 |
0,220 |
0,180 |
3 |
7. Birgit Schmiedl |
02 – 04 |
32 |
150 |
0,213 |
0,280 |
3 |
8. Monika
Steinberger |
00 – 06 |
29 |
127 |
0,228 |
--- |
3 |
|