6. Österreichische
Meisterschaft Dreiband der Damen von 5. bis 9. Dezember 2001 im BSK
Augarten
Die Fachzeitschrift "billard"
berichtete (Nr. 141, Originaltext):
Sieben Teilnehmerinnen hatten für dieses Turnier genannt, das ganz im Zeichen
der Revanche zwischen der Meisterin der beiden letzten Jahre, Helga Mitterböck,
und Ingrid Englbrecht stand.
Englbrecht hatte sich also zuletzt mit zwei „Silbernen“ begnügen müssen, was für
eine erfolgsorientierte Sportlerin wie sie natürlich nicht befriedigend sein
kann. Sie startete auch sehr gut in diesem Turnier und übernahm praktisch
bereits nach der 1. Runde die Führung im jeweiligen Zwischenklassement. Echte
Schwierigkeiten hatte sie einzig im vierten Spiel, gegen Monika Steinberger, das
sie um den Hauch eines Punktes für sich entschied. Wenn man nun den Grund des
Erfolges dingfest machen wollte, so könnte man ihn in der jeweiligen Höchstserie
finden: Englbrecht schaffte in diesem Spiel einmal 4 Points, Steinberger dagegen
3...
Für einen vollen Turniererfolg sind meistens die Ergebnisse der schwächeren
Partien von größter Bedeutung; die gelungenen Spiele zu gewinnen, ist nicht so
schwer, wenn man es aber schafft auch die „missratenen“ für sich zu entscheiden,
dann darf man wirklich mit dem großen Erfolg spekulieren.
Englbrecht meisterte also diese Hürde, es sollte die einzige für sie an diesem
Wochenende bleiben. Im nächsten Match, gegen Alexandra Kaiser, war sie wieder
voll präsent, gewann sicher und ging neu gestärkt ins letzte Match gegen die
Titelverteidigerin. Entschieden war noch überhaupt nichts, denn auch Mitterböck
hatte auf dem Weg ins fast logische Finale eine weiße Weste bewahrt. Englbrecht
hatte wohl klare Vorteile im Generaldurchschnitt, ihr hätte also bereits ein
Unentschieden genügt. Darauf aber wollte sich die große Dame des
österreichischen Billard-sports keineswegs einlassen, punktgenau erreichte sie
ihren Leistungshöhepunkt in dieser Meisterschaft und spielte mit 0.625 eine
klare Bestleistung. Der angestrebte Titel war damit eingefahren und er wurde
noch versüßt durch einen neuen Rekord im Generaldurchschnitt, für Ingrid war es
damit ein perfektes Turnierwochenende.
Sie und Mitterböck waren die klar dominierenden Spielerinnen, alle übrigen
Teilnehmerinnen spielten davon ein wenig abgesetzt auf praktisch identem Niveau
und damit um die Bronzemedaille. Hier hatte Alexandra Kaiser den längsten Atem,
sie komlettierte mit ihrem 3. Platz die Erfolgsbilanz der Augarten-Girls.
Uschi Neumüller spielte ein eher unauffälliges Turnier, ihren 4. Platz verdankt
sie den Siegen in den beiden letzten Runden. Auch Petra Scholze landete einen
guten Erfolg, sie hat ihre Leistungen konsolidiert und ist nun den anderen
Damen, Englbrecht und Mitterböck einmal ausgenommen, eine absolut gleichwertige
Partnerin.
Die vierfache steirische Landesmeisterin Monika Steinberger machte es umgekehrt
wie Neumüller, sie gewann ihre beiden ersten Matches und dann genau nichts mehr.
Fast hätte es allerdings für die ganz große Sensation im Spiel gegen die neue
Meisterin gereicht; in den beiden letzten Runden ging dann überhaupt nichts
mehr, hier wurde eine bessere Platzierung allein schon aufgrund des regelrecht
abgestürzten Generaldurchschnittes vergeben.
Das gilt in noch höherem Maße auch für Elisabeth Grabner. Sie ist neben
Englbrecht die erfahrenste Spielerin des Verbandes und war eingangs eine absolut
seriöse Mitbewerberin um einen Medaillenplatz. Auch sie verhaute ihre beiden
letzten Partie völlig und stürzte gar auf den letzten Platz ab. Sie scheint
nicht unbedingt die nervenstärkste Spielerin zu sein, anders kann man ihre fast
regelmäßigen Leistungseinbrüche nicht erklären; vom Potential her müsste bei ihr
viel mehr möglich sein.
Die Meisterschaft erfuhr im Augarten eine dem Anlass angemessene erstklassige
Durchführung. Kritik übten die Augarten-Funktionäre am schwachen
Publikumszuspruch vor allem durch die eigenen Mitglieder. Hier sollte man
allerdings nicht allzu sehr hadern, gerade nicht im Augarten oder auch in der
WBA. Diese beiden Wiener Großklubs tragen seit Jahr und Tag die Hauptlast der
Turnierveranstaltungen, die Mitglieder sind wohl zumindest bis zu einem gewissen
Grad einfach übersättigt.
Peter Stöger. Bild: v.l.n.r.: Ingrid Englbrecht, Helga Mitterböck und Alexandra Kaiser
1. Ingrid Englbrecht |
12 – 00 |
142 |
317 |
0,447 |
0,625 |
5 |
2. Helga Mitterböck |
10 – 02 |
115 |
332 |
0,346 |
0,480 |
6 |
3. Alexandra Kaiser |
06 – 06 |
93 |
346 |
0,268 |
0,333 |
4 |
4. Ursula Neumüller |
04 – 08 |
88 |
350 |
0,251 |
0,400 |
2 |
5. Petra Scholze |
04 – 08 |
75 |
339 |
0,221 |
0,333 |
2 |
6. Monika
Steinberger |
04 – 08 |
79 |
360 |
0,219 |
0,333 |
4 |
7. Elisabeth Grabner |
02 – 10 |
81 |
344 |
0,235 |
0,454 |
3 |
|