Die Fachzeitschrift "carambol"
berichtete:
Eine
schon lange anstehende Sache - der Damenbillardsport - wurde vom
internationalen Billardverband in Angriff genommen. Frankreich, wie
schon so oft bei Neuerungen im Billardsport voranschreitend, hat die
Austragung der 1. Europameisterschaft für Damen übernommen und damit
sicher den Beginn für eine Aufwärtsentwicklung in dieser Richtung
gemacht. Der Beginn war sicher mühsam und die Starterinnen konnten aus
verschiedenen Gründen (kurze Distanz, Gruppeneinteilung, mangelnde
Routine, etc.) nicht ihre volle Leistung erbringen. Gewonnen hat die
Beste. Magali Declunder spielt normalerweise 10 GD und hat von ihrem
Lehrmeister Connesson, der sie 3 Jahre lang trainierte, sehr viel
angenommen. Der Grund für die niedrigen Durchschnitte liegt vor allem
auch im verhältnismäßig hohen Siegespreis. Es gab schließlich einen
Europameistertitel zu gewinnen - und dieses Bewußtsein ließ die Damen
vorübergehend alle guten Vorsätze vergessen. Kurz gesagt, es wurde
nichts riskiert und dementsprechend war die Hinterlassenschaft.
Die
Gruppen setzten sich aus folgenden Spielerinnen zusammen: A: Declunder,
Bley, Fischer und Ruyrok. B: Kramer, Breur, Morel und Englbrecht. Vom
Ausgangsklassement her zählte unsere Ingrid als zweite Anwärterin auf
den Titel. Die spannendsten Partien in den Vorrunden waren Bley -
Declunder. Die sehr stoßsichere Belgierin ließ kein Kleinspiel aufkommen
und erst am Schluß fand die Französin zu ihrem Spiel. Nach 30 Aufnahmen,
der Höchstaufnahmenzahl, war der Stand 103 : 87 für Declunder. In der
nächsten Partie weinte die nachmalige Europameisterin Tränen der
Enttäuschung, als die sehr attraktive Holländerin Ruyrok - hoffnungslos
zurückliegend - mit der Turnierhöchstserie von 62 in Führung ging und
gewann. Endstand Ruyrok 115, Declunder l09 in 30 Aufnahmen. In der
anderen Vorrunde waren Kramer und Englbrecht die überlegenen
Spielerinnen. Ingrid konnte sich auch prompt auf das Langballspiel der
Deutschen nicht einstellen und verlor 70 : 82 in 30 Aufnahmen.
Ruyrok
- Kramer hieß das Halbfinale. Die robuste Deutsche gewann in 28
Aufnahmen und ließ die Holländerin auf 123 stehen. Am Nebenbillard hatte
Ingrid die letzte Chance auf den Titel und ging inferior unter. Nur
zweimal waren die Bälle auf kleinerem Raum versammelt; zuwenig wenn man
noch nicht die internationale Erfahrung hat. Endstand 150 : 36 in 23
Aufnahmen. Die Begegnung um den 3. und 4.Platz zwischen Ruyrok und
Englbrecht war eine klare Sache für die mit einem wunderbaren Stoß
ausgestattete Holländerin. Stand: 150 : 101 in 30 Aufnahmen. Das Finale
war extrem kämpferisch betont. Declunder riskierte nichts und stand
außerdem unter enormen Druck. Das ganze Publikum, die anwesende Presse,
das Fernsehen und die Leute vom Verband erwarteten sich einen Sieg der
Favoritin. Mit einer schönen Serie von 49 im Verlauf der Partie, der die
Deutsche nichts engegensetzen konnte, war der Sieg gesichert.
Das Turnier fand etwas außerhalb von Paris statt. Crosne hat schon
einmal ein internationales Turnier ausgerichtet - die
Dreibandeuropameisterschaft 72/73. Der Ausrichter hat sich alle Mühe
gegeben, einzig eine Stadtrundfahrt haben wir vermißt. Heinrich
Weingartner. Bild: v.l.n.r. Maggy Bley, Ingrid Englbrecht, Manuela
Kramer, Magali Declunder, Marja Ruygrok, Christine Morel, Joke Breur,
Toska Fischer
1. Magali Declunder
(F) |
08 – 02 |
625 |
140 |
4,464 |
6,52 |
49 |
2. Manuela Kramer
(D) |
08 – 02 |
514 |
148 |
3,472 |
5,35 |
21 |
3. Marja Ruygrok
(NL) |
06 – 04 |
550 |
148 |
3,716 |
5,00 |
62 |
4. Ingrid Englbrecht
(A) |
04 – 06 |
424 |
143 |
2,965 |
3,63 |
37 |
5. Maggy Bley (B) |
08 – 02 |
526 |
150 |
3,506 |
4,46 |
30 |
6. Christine Morel
(F) |
04 – 06 |
378 |
150 |
2,520 |
2,43 |
16 |
7. Joke Breur (NL) |
02 – 08 |
269 |
150 |
1,793 |
1,63 |
21 |
8. Tosca Fischer
(CH) |
00 – 10 |
200 |
147 |
1,360 |
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